29.05.2025

Das Thema Motivation

ein Interview mit Sebastian Körber

Interview mit Sebastian Körber zum Thema Motivation

„Ich habe heute gar keine Motivation“ – diesen Satz haben wir sicher alle schon mehrmals gesagt und gehört. Doch was bedeutet das eigentlich? Was ist Motivation und wie kann man sie wiederfinden, wenn man glaubt, sie verloren zu haben?

Wir haben dazu den Motivationstrainer Sebastian Körber interviewen dürfen. Er arbeitet seit über 20 Jahren mit Unternehmen und Privatpersonen, die mehr aus sich und ihrem Team herausholen wollen. Sehen Sie sich das Interview hier an:

Der Unterschied zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation

Bevor wir uns damit beschäftigen, wie wir mit fehlender Motivation bei uns selbst oder unseren Mitmenschen umgehen können, sollten wir uns zuerst ansehen was genau Motivation eigentlich ist. Der Begriff Motivation leitet sich aus dem lateinischen „movere“, also sich bewegen, ab.

Sprich, wer motiviert ist bewegt sich auch – sei es geistig, oder körperlich.

Motivation ist aber nicht gleich Motivation. Es gibt zwei Arten von denen wir nur eine wirklich beeinflussen können.

 

Extrinsische Motivation

Bei der extrinsischen Motivation findet der Anstoß zur Bewegung von außen statt. Wenn wir also beispielsweise vorhaben abzunehmen, suchen wir uns einen Fitnesstrainer, der uns regelmäßig dazu bringt, Sport zu machen. Auch wenn wir keine Lust dazu haben wird er uns zu den festgelegten Terminen dazu zwingen, joggen oder ins Fitnessstudio zu gehen. Sicher ist diese Variante effektiv und wir werden mit der Zeit Muskeln aufbauen oder abnehmen. Was hierbei allerdings fehlt ist der eigene Wille und Spaß daran, uns zu bewegen. Die Motivation kommt hier von einer anderen Person „extrinsisch“ und entsteht nur aus unserem Gefühl heraus, etwas an uns verändern zu müssen, aber von vornherein zu wissen, dass wir uns selbst nicht dazu aufraffen können.

Intrinsische Motivation

Bei der intrinsischen Motivation hingegen geschieht etwas aus eigener Überzeugung und Freude heraus. Menschen, die augenscheinlich immer motiviert sind kennen wir nicht nur aus unserem persönlichen Umfeld, sondern auch aus unserer eigenen Vergangenheit.

Kinder haben immer Lust sich zu bewegen und etwas dazu zu lernen - sei es laufen, sprechen, oder einfach die Welt zu entdecken. Kurz: Kinder haben Lust am Leben und am Lernen. Diese verschwindet leider häufig mit dem Eintritt in die Schule, bei dem ihnen bestimmte Regeln und Vorgaben gemacht werden, die nicht mit der intrinsischen Motivation übereinstimmen. Hier versucht der Lehrer zwar durch extrinsische Motivation, beispielsweise durch Lob oder guten Noten, Lust am Lernen herbeizurufen, aber diese wird nie so stark sein wie die Motivation die ein Kind aufbringt, wenn es selbst aus seinem eigenen Inneren heraus lernen möchte.

Wenn wir es nicht schon früh schaffen, diesen Kreislauf wieder aufzubrechen, setzt sich dieser Prozess auch im Erwachsenwerden und dem Eintritt in den Berufsalltag fort. Dies spiegelt sich insbesondere in dem Moment wider, in dem wir morgens mehrmals auf die Snooze Taste unseres Weckers drücken und einfach nicht aufstehen wollen. In der Regel tun wir es dann trotzdem, da der Arbeitsvertrag uns vorschreibt, um eine bestimmte Uhrzeit mit der Arbeit zu beginnen (extrinsische Motivation). Stehen wir allerdings gerne auf und machen uns ohne große Umschweife an die Arbeit liegt das daran, dass wir Freude an unserer Aufgabe haben und motiviert an einem Projekt arbeiten. Dies geschieht aus der intrinsischen Motivation heraus.

 

“The Circle of Influence” Wie man das Beste aus einer schwierigen Situation macht und die eigene Motivation freisetzt

Es gibt trotzdem immer wieder Tage, an denen alles nicht so zu laufen scheint, wie man es sich wünscht. Der Wecker klingelt nicht, jede Ampel auf dem Weg in die Arbeit ist rot und dann erfährt man, dass der Kollege, mit dem man an einem gemeinsamen Projekt arbeitet, für eine Woche krankgeschrieben ist. Ein Grund, den Tag abzuschreiben und die Motivation zu verlieren? Für viele Leute wäre das sicherlich so, aber was wir uns bewusst machen müssen ist, dass wir uns immer in einem Einflussbereich verschiedener Faktoren bewegen, die wir in unterschiedlichem Maße beeinflussen oder eben auch einfach nur akzeptieren und annehmen können.

Stephen R. Covey nennt dieses Modell den “Circle of Influence / COI”. Er beschreibt darin zwei Bereiche von Einflussfaktoren, denen wir in unserem Leben ausgesetzt sind: Den Betroffenheitsbereich und den Einflussbereich.

Im Inneren des „Circle of Influence“ befindet sich der Kern, in dem wir agieren und handeln können. Das beginnt bei den kleinen Entscheidungen des Lebens: Was ziehe ich an? Was frühstücke ich? Welche Musik höre ich auf dem Weg zur Arbeit?

Neben diesen Dingen gibt es aber auch Faktoren, die wir nicht beeinflussen können. Dazu gehört das Wetter, die Pünktlichkeit der Bahn, aber auch der Ausbruch der Corona Pandemie. Diese befinden sich im „Outer Circle – Circle of Frustration“ des COI. Unzufriedene Menschen verschwenden den Großteil ihrer Lebensenergie damit, sich über all diese Dinge aufzuregen und sich davon einfach gesagt den Tag oder sogar das Leben vermiesen zu lassen. Doch obwohl sie all ihre wertvolle Energie in die Wut auf das Wetter, die Corona Pandemie oder den Stadtverkehr investieren, ändert sich an diesen Dingen nichts. Unzufriedene Menschen spülen, so Körber, ihre wertvolle Lebensenergie in der Toilette herunter ohne dass sich die Ursache der Wut dadurch verändert.

Menschen, die sich auf die Dinge konzentrieren, die sie beeinflussen können und dabei ihre Selbstwirksamkeit erkennen sind hingegen glücklich und motiviert. Diesen Bereich nennt Covey den „Circle of Influence“. Dieser befindet sich zwischen dem „Circle of Frustration“ und dem „Inner Circle“.

Hier bringt Körber ein Zitat von Eckart Tolle an:

„If you are out there you can not change anything about the situation, the only way to deal with is nonresistance of what is.”

Das Bedeutet, das eine Situation, die aus dem äußeren Circle kommt, existiert und auch belastend sein darf. Allerdings sollte man nichts weiter tun als das zu akzeptieren und sich auf die Dinge zu konzentrieren, die man tatsächlich beeinflussen kann. So bringt es nichts, sich über die Corona Pandemie, die Maskenpflicht, das schlechte Wetter etc. aufzuregen und sich zum Opfer der Situation zu machen. Denn das führt lediglich zu einem Verlust an Lebensenergie, ohne etwas an der Situation zu ändern.

Ein Tipp, den Sebastian Körber gibt, um den Outer Circle des ständigen Beschwerens zu verlassen ist:
„Behandle eine Situation, als hättest du sie bewusst so gewählt“. Dies führt bestenfalls nicht nur dazu, dass man einen nicht änderbaren Umstand gut aushält, sondern auch dazu, dass man aus der Situation etwas Positives ziehen kann – beispielsweise eine neue Geschäftsidee in der Corona Krise.

Das ist der Schlüssel zur Motivation.

 

Wie kann man seine Mitarbeiter motivieren?

Nachdem wir nun wissen, dass wir nur unsere eigenen Gedanken beeinflussen können stellt sich die Frage, ob ein Chef seine Mitarbeiter überhaupt motivieren kann, wenn es diese nicht von sich aus sind.

Grundsätzlich sollte ein Teamleiter oder Geschäftsführer immer beobachten wie Stimmung in seinem Team ist. Wenn er merkt, dass die Mitarbeiter nur lustlos an der Arbeit sitzen, hilft ein klärendes Gespräch. Dabei sollte besprochen werden warum einzelne Personen scheinbar wenig Freude an ihrer Arbeit haben und ob zum Beispiel eine Änderung der äußeren Umstände dazu beitragen könnte, dass sie wieder mit Freude bei der Sache sind.

Als viele Menschen zu Beginn der Corona Pandemie in ihr Home-Office geschickt wurden zeigte sich schnell, mit welcher Motivation sie bereits vor der Krise bei der Arbeit waren.
Körber erklärt in unserem Interview, dass Krisen immer ein Spiegel und Beschleuniger der vorherrschenden Unternehmenskultur sind. Ist die Atmosphäre in einem Unternehmen schlecht, wird auch das Homeoffice nichts daran ändern und die Arbeit wird von zuhause nur schleppend ausgeführt. Hat ein Unternehmen eine funktionierende und positive Unternehmenskultur, beschleunigt eine Krise auch hier die Dynamik - die Arbeitsergebnisse spiegeln genau dies wider.  

Generell konnte man zu Beginn des Lockdowns beobachten, dass die neue Freiheit im Beruf größtenteils positiv aufgenommen wurde. Häufig war der Eintritt ins Home-Office auch mit einer Gleitzeit verbunden, bei der die Mitarbeiter selbst entscheiden konnten, wann sie mit der Arbeit beginnen. Das Ergebnis dieser neuen Freiheit konnte sich sehen lassen: Die meisten Angestellten arbeiteten freiwillig mehr als in ihrem Vertrag vorgesehen.

Doch es gab auch Angestellte, die sich mit diesen neuen Möglichkeiten nicht wohlfühlten und sich den geregelten Büroalltag zurückwünschten.

Sebastian Körber erklärt diese Unterschiede anhand eines Beispiels:

Der Freiraum, der jedem Menschen bspw. im Job zur Verfügung steht, kann mit einem Fußballfeld verglichen werden. Manche Menschen brauchen viel Raum und Platz um sich entfalten und motiviert arbeiten zu können. Werden sie kontrolliert oder eingeengt (beispielsweise durch starre Arbeitszeiten oder viele Vorgaben durch den Teamlead) verlieren sie die Freude an ihrer Arbeit und werden früher oder später nicht mehr motiviert bei der Sache sein.

Dies ist allerdings auch umgekehrt möglich: gibt man einer Person, die die Sicherheit von Regeln und Struktur benötigt, zu viel Raum, fühlt sie sich unsicher, kann nicht mehr fokussiert arbeiten und beginnt sich mit anderen Dingen zu beschäftigen.

Es ist also sehr individuell unter welchen Umständen einzelne Personen gut und gerne arbeiten. In jedem Fall sollte dies durch Beobachtung, Selbstreflexion und Gespräche herausgearbeitet und die Arbeitsbedingungen - sofern dies möglich ist - angepasst werden.

Was kann ich tun, wenn mein Chef demotiviert ist?

Mitarbeiter eines Unternehmens haben deutlich weniger Einflussmöglichkeit auf die Arbeitsbedingungen ihres Chefs. Sie können ihn weder ins Home-Office schicken noch flexiblere Arbeitszeiten anbieten.

Dennoch ist es auch hier wichtig, als erstes das offene Gespräch zu suchen. Denn natürlich ist auch der Chef ein Mensch mit Bedürfnissen, die in diesem Fall beispielsweise durch Mitarbeiter oder Vorgesetzte erfüllt werden könnten. Fehlt ihm Feedback aus dem Team oder hat er private Probleme? All dies lässt sich in einem persönlichen Gespräch gut klären und bestenfalls auflösen.

Hat man als Angestellter danach immer noch das Gefühl dass sich am Verhalten des Vorgesetzten nichts geändert hat, oder lässt sich dieser erst gar nicht auf ein Gespräch ein, empfiehlt es sich mit der nächst höheren Instanz, beispielsweise dem Geschäftsführer, Kontakt aufzunehmen. Laufen auch diese Maßnahmen ins Leere rät Körber dazu, tatsächlich den Job zu kündigen und sich eine neue Arbeitsstelle zu suchen.

Motivation geht immer mit Resonanz einher

Sind wir nur von demotivierten Personen umgeben beginnen wir unbewusst irgendwann deren Verhalten zu spiegeln. So kann ein demotivierter Mensch ein ganzes Team frustrieren oder durch seinen Elan andere Mitarbeiter mitreißen. Der Faktor der Resonanz ist also nicht zu unterschätzen

Wie unterscheidet sich fehlende Motivation von einer beginnenden Depression?

Die beginnende Depression von fehlender Motivation abzugrenzen scheint im ersten Moment schwierig. Sebastian Körber ist klinischer Psychologe und erklärt, dass die depressive Verstimmung zuerst an einem abnehmenden Muskeltonus erkennbar ist. Vermuten Sie eine beginnende Depression bei Ihrem Gegenüber? Diese Checkpunkte können Ihnen dabei helfen herauszufinden, ob die Person Hilfe benötigt:

  • Hat die Mimik und Gestik der Person abgenommen? Gestikuliert mein Gegenüber nicht mehr beim Erzählen?
  • Spricht die Person langsamer, leiser und antwortet einsilbiger?
  • Haben Sie das Gefühl, die Person saugt Ihnen Energie ab und fühlen sich nach dem Kontakt selbst erschöpft und ausgelaugt?
  • Beschwert sich die Person häufig und versetzt sich in eine klassische Opferrolle?
  • Bemerken Sie in Gesprächen eine Fokussierung auf Dinge, die nicht funktionieren und die nicht geändert werden können?

Wenn Sie glauben, dass Sie selbst oder Ihre KollegIn/Mitarbeiterin Unterstützung benötigt, suchen Sie das Gespräch und bieten sie hartnäckig ihre Hilfe an.

Motivation – kurz zusammengefasst

Machen Sie sich bewusst, dass Motivation immer von innen kommt und sich nicht mutwillig erzeugen lässt. Sie kann aber durch konstruktive Gespräche und Handlungen „entpackt“ und wieder freigelegt werden. Wichtig ist, dass man sich selbst bewusst macht welche Umstände im eigenen Leben geändert und beeinflusst werden können und welche nicht. Konzentriert man sich auf die Faktoren, die die eigene Selbstwirksamkeit positiv beeinflussen, schafft man es auch, die eigene Motivation stabil zu erhalten und auch aus Krisensituationen das Beste zu machen.

 

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